DRK Rettungsdienst Main-Kinzig reagiert auf fehlende Rettungsgassen
Nahezu täglich sind in den Medien Meldungen über fehlende Rettungsgassen und dadurch verzögerte Eintreffzeiten bei Unfallopfern zu lesen. Nicht selten geht damit eine Gefährdung der Betroffenen einher. Zwar wurde in den vergangenen Monaten viel dafür getan, das Thema „Rettungsgasse“ im Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu verankern, wie Geschäftsführer Stefan Betz berichtet.
„Doch leider hat das alles bisher nicht immer den erwünschten Erfolg gebracht! Egal, ob höhere Strafen, Radiodurchsagen während des Verkehrsfunks oder auch kostenlose Autoaufkleber, die in einer großen Supermarktkette erhältlich sind – all das hat bis heute nicht dazu geführt, dass unsere Einsatzkräfte in allen Fällen problemlos durch Staus und zähfließenden Verkehr hindurchkommen.“ Aus diesem Grund sahen sich die Verantwortlichen beim Hanauer Rettungsdienst zum Handeln gezwungen. In einem Pilotprojekt wurden daher alle Einsatzfahrzeuge mit jeweils zwei Hoverboards ausgestattet. „Wenn nichts mehr vorangeht, kommen die Hoverboards zum Einsatz“, erklärt Betz. „Diese sind mit Blaulicht und Elektrohorn ausgestattet und ermöglichen unseren Mitarbeitenden selbst an den engsten Stellen die Durchfahrt!“ Dabei sind erste Versuche auf dem Betriebsgelände bereits vielversprechend verlaufen. Betz führt weiter aus, dass die Einführung im Vorfeld taktische Fragen aufwarf: „Wenn unser Einsatzdienstpersonal feststellt, dass nichts mehr vorwärts geht, lassen sie das Fahrzeug stehen und steigen auf die Hoverboards um. Dazu rüsten sie sich mit Notfallrucksäcken sowie EKG und Immobilisationsmaterial aus und begeben sich auf den Weg in Richtung der Einsatzstelle. Mit bis zu 15 km/h sind unsere Kolleginnen und Kollegen dann unterwegs.“ Das eigentliche Problem entsteht jedoch dann an der Einsatzstelle, wie Daniel Kehl, Bereichsleiter für die Qualitätssicherheit, ausführt: „Die Frage bleibt, wie das Fahrzeug an die Einsatzstelle kommt, um die Betroffenen ins Krankenhaus transportieren zu können. Der Weg durch den Stau zurück, um das Fahrzeug zu holen, ist aus zweierlei Sicht problematisch. Erstens kostet es erneut Zeit und zum Zweiten ist es natürlich gerade bei zähfließendem Verkehr unmöglich, dem Verkehr entgegen zu fahren – nicht auszudenken, wenn am Ende im Verkehrsfunk nicht mehr auf die Bildung einer Rettungsgasse hingewiesen wird, sondern vielmehr vor geisterfahrenden Rettungsdienstkräften gewarnt wird!“ Aus diesem Grund entschieden sich die Verantwortlichen beim DRK dazu, die gute Zusammenarbeit mit anderen Organisationen aus dem „Blaulichtmilieu“ zu nutzen. Kehl ergänzt: „Unser Personal lässt das Einsatzfahrzeug einfach mit steckendem Zündschlüssel an der Engstelle stehen – was soll dort schließlich passieren? Die Ausrüstung ist mit den Kolleginnen und Kollegen unterwegs und ein drohender Fahrzeugdiebstahl ist auszuschließen, da ja sowieso nichts vorwärts geht! Die Besatzung des ersten nachrückenden Einsatzfahrzeugs – egal ob Feuerwehr, Autobahnpolizei oder sonstige Kräfte nimmt unser Fahrzeug dann mit zur Einsatzstelle, so dass dieses parallel zu den Versorgungsmaßnahmen des Rettungsdienstes an den Unfallort herangeführt wird.“ Geschäftsführer Betz sieht das neue Konzept als revolutionär an und hat bereits großes Interesse von Seiten anderer Organisationen erkannt: „Solange das Rettungsgassenthema derartige Probleme bereitet, bieten unsere Hoverboards deutliche Zeitvorteile. Und auch verschiedene Feuerwehren haben das bereits erkannt und überlegen, ob auch sie nicht diese Ausrüstung einführen. Man könnte damit beispielsweise Feuerwehrkräfte mit einem Wassertank in Rucksackform ausstatten, um einen Schnellangriff bei brennenden Fahrzeugen durchzuführen – oder die hydraulischen Rettungsgeräte schneller an die Einsatzstelle bringen – etwa als so genannte „Vorausrüsthoverboards“. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, so dass die aktuelle Einführung erst der Anfang sein könnte!“ Mit Spannung blicken Betz und Kehl daher auf den Dienstagmorgen: „Spätestens dann wird die neue Technik im morgendlichen Stau auf der B45 in Richtung der Autobahn A3 erstmals im Realbetrieb zum Einsatz kommen und wir warten auf die Rückmeldungen des Personals!“ Eine etwaige Unfallgefahr durch Stürze mit den Hoverboards schließen die Verantwortlichen beim DRK dagegen weitestgehend aus: „Wir haben optimal vorgesorgt! Im Rahmen der jährlichen Rettungsdienstfortbildung erhalten alle Beschäftigten auf einem Verkehrsübungsplatz in der Region ein Hoverboard-Fahrsicherheitstraining. Die Beherrschung des Geräts auch bei schwierigen Situationen, wie bei Regen, Sturm oder auch Glatteis, wird in diesem Rahmen geübt, so dass alle Kräfte optimal auf den Einsatz mit den Hoverboards vorbereitet sind“, erklärt Betz abschließend.
APRIL, APRIL! Sie haben es sicherlich gemerkt – sowohl bei Rettungsdienst- als auch bei „Vorausrüst“-Hoverboards handelt es sich um ein Projekt, dessen Einsatz in der Praxis (zumindest zum momentanen Zeitpunkt ;-)) frei erfunden ist. Doch trotz allem Spaß: Hinter dem Thema steckt ein ernster Hintergrund! Glücklicherweise handelt es sich bei den Autobahnen und Schnellstraßen in unserem Einsatzbereich im Vergleich zu Strecken in anderen Ballungszentren um relativ gut ausgebaute Straßen, die eine adäquate Rettungsgassenbildung ermöglichen. Und ebenso froh sind wir darüber, dass die Verkehrsteilnehmer in unserem Einzugsbereich hinsichtlich der Rettungsgassen nur in seltenen Fällen Anlass zu Beschwerden geben. Nichtsdestotrotz appellieren auch wir, sich das Thema als verantwortungsvoller Verkehrsteilnehmer stets vor Augen zu führen und den einfachen Grundsatz einzuprägen: Bei Stau und stockendem Verkehr auf mehrspurigen Straßen fahren alle Fahrzeugführer auf der linken Spur soweit wie möglich nach links und die Fahrzeugführer auf allen anderen Spuren so weit wie möglich nach rechts! In Ihrem eigenen Interesse danken wir für Ihre Mithilfe, denn auch sie können zur Person werden, die als nächstes eine Rettungsgasse benötigt!