Über den Tellerrand geschaut – Azubi-Austausch mit DRK Müllheim
Rettungsdienst ist gleich Rettungsdienst – oder doch nicht? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich in den vergangenen Monaten jeweils drei Notfallsanitäter-Auszubildende des DRK Kreisverband Müllheim e.V. sowie der DRK Rettungsdienst Main-Kinzig gGmbH.
Zurück geht die Idee auf den Geschäftsführer des Müllheimer Roten Kreuzes, Fabian Delugas, dessen rettungsdienstliche Wurzeln bis in seine ehrenamtliche Tätigkeit beim DRK Ortsverein Langenselbold zurückreicht. Später war er dann im Hauptamt des DRK Hanau als Rettungsassistent tätig, bevor er seinen Werdegang außerhalb des Unternehmens fortsetzte und letztlich im Südschwarzwald seine heutige Heimat fand.
„Die Idee, unseren Auszubildenden die Möglichkeit zu bieten, einmal neue Einsatzgebiete kennenzulernen, hatte ich schon relativ früh. Allerdings kam dann Corona mit all seinen Einschränkungen dazwischen“, sagt Delugas. Auch Michael Kaletta, Bereichsleiter für die rettungsdienstliche Aus- und Weiterbildung berichtet, dass der Gedanke, Auszubildenden die Möglichkeit zu bieten, einmal die Abläufe in einem anderen als dem eigenen Ausbildungsbetrieb kennenzulernen, bereits seit längerer Zeit bestand. Allerdings fehlte zu diesem Zeitpunkt noch ein möglicher Kooperationspartner. Das änderte sich dann mit der Anfrage aus Müllheim.
„Müllheim bietet hier optimale Voraussetzungen. Der Rettungsdienst hat mit dem baden-württembergischen Rettungsdienstgesetz in vielen Bereichen andere Voraussetzungen. So ist die Hilfsfrist mit derzeit noch 15 Minuten wesentlich höher angesetzt als in Hessen mit 10 Minuten. Darüber hinaus werden Rettungswagen nahezu ausschließlich für die Notfallrettung vorgehalten, während niederschwellige Einsätze durch Krankentransportwagen abgearbeitet werden. In unserem Rettungsdienstbereich dagegen wird überwiegend die Mehrzweckfahrzeugstrategie angewendet“, führt Kaletta aus. Delugas ergänzt: „Zudem unterscheiden sich die Einsatzgebiete stark voneinander: Der üblicherweise sehr ländlich geprägte Südschwarzwald mit unter Umständen langen Patiententransportwegen steht hier dem östlichen Rhein-Main-Gebiet entgegen, das überwiegend städtisch strukturiert ist und in dem man häufig bei kürzerer Fahrtzeit gleich mehrere Kliniken zur Auswahl hat.“
Und so stand Mitte Mai der erste Teil des Austauschs an: Drei Notfallsanitäter-Auszubildende aus Hanau, die gerade ins zweite Lehrjahr gekommen waren, traten die Reise nach Süddeutschland an und lernten dort am ersten Tag in Anwesenheit von Bereichsleiter Michael Kaletta Kollegen und Abläufe kennen. Anschließend hospitierten sie in den darauffolgenden Tagen auf den Rettungswagen der Müllheimer Kollegen und begleiteten diese als drittes Besatzungsmitglied.
Im Juni folgte dann der zweite Teil des Austauschs: Drei Müllheimer Auszubildende reisten nach Hanau und erlebten hier in Begleitung von Fabian Delugas den ersten Einweisungs- und Kennenlerntag. Mit dabei waren die drei Hanauer Auszubildenden, die vier Wochen zuvor in Müllheim waren, und für diesen Termin eigens von der Schule freigestellt wurden. Ebenfalls anwesend waren jene Auszubildende, die im April 2023 gestartet sind und an diesem Tag erstmals regulär in einem betrieblichen Ausbildungsblock anwesend waren. In den folgenden drei Tagen hospitierten die drei süddeutschen Kollegen dann in der Hanauer Stadtrettung. Den Abschluss bildete am letzten Tag dann ein Ausflug mit Bereichsleiter Michael Kaletta. Nach einem Austausch mit Dr. Manuel Wilhelm, ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Main-Kinzig-Kreis, erhielten die Besucher einen Einblick in den Telenotarzt-Arbeitsplatz, der an die Zentrale Leitstelle in Gelnhausen angebunden ist. Mit einem anschließenden Mittagessen, bei dem die Gäste noch mal die letzte Gelegenheit nutzten, die hessische Spezialität Handkäs zu probieren, endete der Austausch und die drei traten mit vielen neuen Eindrücken die Heimreise an.
Rückblickend bleibt festzuhalten, dass das Projekt von allen Beteiligten, von den Leitungskräften über die Auszubildenden bis hin zum Dienst habenden und von den Azubis begleiteten Kollegium, durchweg positiv aufgenommen wurde, was natürlich letztlich eine wichtige Voraussetzung für eine Wiederholung darstellt.