Nach Reanimation zweiten Geburtstag mit „Lebensrettern“ gefeiert
Der 23. Januar 2017 wird dem Rodenbacher Joachim Lutz noch lange in Erinnerung bleiben. Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Nach einem normalen Arbeitstag betätigte sich der 65jährige am Abend noch sportlich – Spinning stand auf dem Programm.
Im Anschluss setzte er sich in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Dabei spürte er erstmals ein Unwohlsein. Zu Hause angekommen berichtete er seiner Frau davon und vermutete eine beginnende Erkältung – gerade für die Jahreszeit nichts ungewöhnliches, wenn da nur nicht dieser Brustschmerz wäre… Nachdem auch ein wenig Ruhe keine Besserung erbrachte, wählte seine Frau den Notruf 112. Für den Disponenten in der Zentralen Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen ein typisches Meldebild: Er alarmiert einen Rettungswagen der Wache in Langenselbold und eines der im Klinikum Hanau stationierten Notarzteinsatzfahrzeuge mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom, für den medizinischen Laien formuliert eine unter Umständen lebensbedrohliche Erkrankung des Herzkranzgefäße.
Bereits wenige Minuten später treffen Notärztin und Rettungsdienstpersonal bei Familie Lutz ein. Die folgenden Minuten sind für die Helfer Routine: Befragung des Patienten, Ermitteln der Vitalwerte, Anlegen eines venösen Zugangs zur Medikamentengabe und die Anfertigung eines EKG. Wenige Augenblicke später steht die Diagnose fest: Herzinfarkt! Doch für Herrn Lutz stellt die Diagnose die letzte Wahrnehmung dar, an die er sich erinnern kann: Nur wenige Augenblicke später ist er bewusstlos! Sein Herzrhythmus ist in ein Kammerflimmern umgesprungen und wirft damit kein Blut mehr in den Körper aus. Die beiden Besatzungen beginnen mit der Reanimation. Sie defibrillieren Herrn Lutz und schon nach einigen Minuten zeigt das EKG wieder koordinierte Herzaktionen. Der Patient wird intubiert, um eine sichere Beatmung des Bewusstlosen zu gewährleisten. Daraufhin wird der Transport ins Klinikum der Stadt Hanau vorbereitet. Die Vorausrettergruppe des DRK Ortsverein Rodenbach wird nachgefordert, um den Transport hinunter ins Erdgeschoss zum dort bereit stehenden Rettungswagen zu unterstützen. Dies gelingt auch problemlos. Doch unten im Rettungswagen angekommen, tritt erneut Kammerflimmern auf – erneute Reanimation und Defibrillation! Nachdem es ein weiteres Mal gelungen ist, das Herz in einen koordinierten Rhythmus umzuleiten, beginnt der schnellstmögliche Transport in Richtung Hanau. Dort angekommen erhält er in der kardiologischen Abteilung einen Stent, um die Durchblutung der Herzkranzgefäße wieder vollumfänglich zu ermöglichen. Die nächsten Tage verbringt er im künstlichen Koma auf der Intensivstation.
Nach fünf Tagen wird er wieder aus dem künstlichen Koma geholt und trägt keine neurologischen Schäden durch die zwei Stillstände des Herz-Kreislauf-Systems davon. Es folgt eine mehrwöchige Rehabilitation in Bad Nauheim. Dort wird er von einem Arzt auf das Glück hingewiesen, dass sein Überleben gesichert habe und im Spaß vorgeschlagen, seinen zweiten Geburtstag zu feiern. Da beschließt er, den zweiten Geburtstag wirklich zu feiern. Neben Freunden und Angehörigen lädt er dazu auch die an seiner Rettung beteiligten Kollegen ein, wobei die Notärztin zur Feier am 08. Juli leider verhindert ist. Dennoch freut sich Joachim Lutz sehr über den Besuch von Tino Günther, Daniela Hübenthal und Marc Rimbach und stellt „seine Lebensretter“ den anderen Gästen vor. Diese hat er schon zuvor gebeten, auf Geburtstagsgeschenke zu verzichten und dafür zugunsten des DRK Rettungsdienst Main-Kinzig zu spenden.
Mitte August war es dann soweit: Herr Lutz übergab das gesammelte Geburtstagsgeld an DRK-Geschäftsführer Stefan Betz und die Bereichsleiter Kevin Pullmann und Daniel Kehl. Die zweckgebundene Spende wird auf Wunsch von Herrn Lutz für die Mitarbeiter im Einsatzdienst investiert. Für was genau die Spende möglichst sinnvoll verwendet wird, bedarf noch einer abschließenden Entscheidung. Wir danken Joachim Lutz für die Spende und ganz speziell für die Anerkennung der von unseren Mitarbeitern tagtäglich erbrachten Leistungen.
Wir freuen uns über die Möglichkeit, seine Erlebnisse hier darstellen zu dürfen, da seine Geschichte eindrucksvoll verdeutlicht, wie schnell man „Opfer“ oder „Helfer“ eines derartigen Notfalls werden kann. Herr Lutz hatte das unwahrscheinliche Glück, dass rettungsdienstliche Hilfe bereits vor Ort war, als das Kammerflimmern einsetzte. Wären noch keine Rettungsdienstkräfte anwesend gewesen, wäre sein Überleben von tatkräftigen Ersthelfern abhängig gewesen. In diesem Zuge möchten wir darauf hinweisen, wie wichtig regelmäßige Auffrischungskurse in Erster Hilfe sind – wie man sieht, wird die Hilfe manchmal schneller gebraucht als gedacht!