Wenn sich mit einem Moment alles ändert…
20.12.2017 – Jean Michel Muller, der an jenem Morgen wie schon so oft seinen Arbeitsplatz in Erlensee aufsucht, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dieser Tag sein Leben grundlegend verändern wird!
Als Mitarbeiter in einem Logistikzentrum ist er viel in dem grossen Lagerhaus unterwegs. Es muss irgendwann zwischen 12 und 14 Uhr sein - genau kann er es nicht mehr sagen... er erinnert sich noch an die Schreie seiner Kollegen. Sekundenbruchteile später ist es bereits passiert. Der Gabelstapler eines Kollegen hat ihn angefahren und sein linkes Bein schwerst verletzt. Die folgenden Blutungen sind extrem... glücklicherweise reagieren seine Kollegen geistesgegenwärtig, setzen einen Notruf ab und binden das Bein ab. Minuten später treffen Inga und Christian vom ASB-Rettungswagen aus Grosskrotzenburg ein, die sich gerade im Klinikum Hanau frei gemeldet haben. Schnell erkennen Sie den Ernst der Lage, fordern unseren Kollegen Matthias und Notärztin Gamze mit dem Notarzteinsatzfahrzeug nach. Rettungshubschrauber sind an diesem Tag aufgrund des Nebels nicht verfügbar. Aus diesem Grund erfolgt die Entscheidung zum Transport ins Klinikum Hanau zur chirurgischen Erstversorgung, die eine mehrstündige Operation beinhaltet, sowie die anschliessende Verlegung in die Uniklinik Frankfurt. Für seine Lebensgefährtin Monja und alle Angehörigen und Kollegen folgen Stunden und Tage des Bangens, Wartens und Hoffens. Erst am 24. Dezember um 20:27 Uhr folgt der erlösende Anruf: Jean Michel ist aus dem künstlichen Koma erwacht, die akute Lebensgefahr zunächst gebannt und das grösste Weihnachtsgeschenk scheint damit geglückt zu sein! Doch es folgen weitere schwere Zeiten mit zum Teil zwei Operationen pro Woche, um das schwer verletzte Bein retten zu können.
Doch nach acht Wochen steht fest: Eine Amputation ist unumgänglich! Zwei Tage später der schicksalhafte Tag, um dann nach sechswöchiger Wundheilung in ein neues Leben zu starten. Übergangsprothese, Reha-Massnahmen und schliesslich die endgültige Prothese, mit der Jean Michel sein neues Leben kennen und gewissermassen auch schätzen lernt. Während einer langen Phase mit vielen Hochs und Tiefs dann die Entscheidung: Jean Michel und Monja beschliessen, dem nahenden ersten Jahrestag der Ereignisse eine positive Wendung zu geben, und just an diesem Tag zu heiraten! Und einen weiteren Monat später erfolgt dann sogar die Rückkehr in den alten Job! Aufgeben? Umschulen? Gibt’s nicht!
Natürlich ist sein neues Leben mit Einschränkungen verbunden - aber nicht so, wie es zu erwarten wäre... Fahrradfahren, Schwimmen, Joggen - alles möglich mit der High-Tech-Prothese, die über eine App auf die entsprechende Sportart eingestellt wird. Ein grosses Lob spricht er auch seinen Kollegen und Vorgesetzten aus, die ihm sein Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich gestalten.
Eine Herzensangelegenheit in dieser ganzen Zeit war es ihm jedoch, seine „Retter“ noch einmal persönlich zu treffen und Ihnen zu danken. Und auch wenn Notärztin Gamze nicht dabei sein konnte, sieht man ihm an, was ihm das bedeutet, als er Christian, Inga und Matthias gegenüber steht. Als Dank gibt es einen Präsentkorb - das grösste Dankeschön dürfte aber die Wertschätzung sein, die Jean Michel und Monja den Kollegen damit entgegenbringen. Und natürlich der Lebensmut und den Humor, mit dem die beiden den tragischen Ereignissen begegnen. Nicht umsonst wurden von Ärzten und Pflegepersonal während der Reha andere Betroffene mit ähnlichem Schicksal zu Jean Michel geschickt, um zu sehen, wie man mit der aussichtslos erscheinenden Situation umgehen kann. Auch von unserer Seite geht ein grosser Dank an das Paar! Schliesslich ist es gerade im Rettungsdienst alles andere als selbstverständlich, im Nachhinein Dank zu erhalten und etwas über den Genesungsprozess zu erfahren. Hervorgehoben sei an dieser Stelle aber auch die ganz bedeutende Rolle der Kollegen des heute 52jährigen, die als Ersthelfer und damit als erstes Glied in der gesamten Kette überhaupt erst die Grundlage für Jean Michels weiteres Leben gelegt haben!